Zwei-Tages Übung der KFB1

Ein Szenario wie aus einem Horrorfilm

Veröffentlicht von HAZ-Redaktion am 12. Juli 2015.

Hohenhameln (pr) – Erst wütet ein Orkan mit Starkregen über die Region, dann überschlagen sich die Ereignisse: In einem Altenheim und im Kraftwerk Mehrum brechen Brände aus, in Equord fliegt ein Betriebsgebäude in die Luft. Der Peiner Landrat löst Katastrophenalarm aus, bittet um Unterstützung aus dem Nachbarkreis Hildesheim. Ein Szenario wie aus einem Horrorfilm. Das Drehbuch dazu hat sich der Hohenhamelner Gemeindebrandmeister Günther Becker  ausgedacht. Rund 150 Einsatzkräfte aus dem Nordkreis hielt die großangelegte Übung zwei Tage in Atem.

Die schwarze Mischlingshündin Oona wuselt nervös um die Beine  von Anita Schwarze. Die Frau im orangefarbenen Overall und Oona sind ein eingespieltes Team. Zweimal in der Woche trainieren die beiden bei der Rettungshundestaffel Hannover die Suche nach verschollenen Menschen. Mit großem Erfolg, wie die Frau aus Burgwedel weiß. Deshalb hat Günther Becker die vier Teams mit ihren Hunden zur Übung eingeladen. Laut Drehbuch sind nach dem Brand im Altenheim etliche Bewohner in Panik geflüchtet, irren in der Gegend umher. Darunter 15 Demenzkranke, die die Feuerwehr mit Unterstützung der Hunde suchen soll.

Das ist nicht nur für Oona, sondern für alle Mitglieder der Hildesheimer Kreisbereitschaft eine neue Erfahrung. Normalerweise legen die Feuerwehren gleich los, jetzt müssen sie der Hündin den Vortritt lassen, was auch für Oona eine Herausforderung ist. Sie soll die Spur eines vermissten Menschen aufnehmen, obwohl das Hafengelände von Zweibeinern nur so wimmelt. Aber der Mischlung rennt trotzdem los, durchkämmt das nahegelegene Dickicht, inspiziert die Hallen vor den riesigen Kohlehalden. Nach einer Stunde ist der Hund erschöpft, Anita Schwarze bricht die Suche ab. Deshalb muss Benjamin Prudlik weiter in seinem unbequemen Versteck ausharren. Er kauert in einem mannsgroßen Kunststoffrohr unter einer Kohleschicht, sein Gesicht nur mit einer Schutzbrille und einer Staubmaske geschützt. Nach zweieinhalb Stunden wird er entdeckt. Im Ernstfall wäre die Hilfe für ihn wohl zu spät gekommen. Dabei waren mehrere Einsatzkräfte zuvor an der Unfallstelle vorbeigegangen, doch keinem war der frisch aufgeworfene Kohlehaufen aufgefallen. Doch Übungen sind dafür da, aus Fehlern zu lernen.  „Wir haben hier deutliches Verbesserungspotenzial für Einsätze mit Personensuche identifiziert. Klar, das war Neuland sowohl für uns als auch für die Hundestaffel. Dennoch müssen wir daraus lernen. Wir werden dieses Thema sofort in der Standortausbildung aufnehmen“, sagt Günther Becker, Kreisbereitschaftsführer der Kreisfeuerwehrbereitschaft Peine West.

Einige 100 Meter Luftlinie weiter sollen Feuerwehrleute aus Sarstedt, Hotteln, Gödringen und Heisede einen Brand im Werkstattbereich des Kraftwerks löschen und nach vermissten Mitarbeitern suchen. Um die Übung so realistisch wie möglich zu gestalten, wird das Visier der Atemschutzträger mit einer Folie verklebt. Sie verschlechtert die Sicht, täuscht Rauch vor. Als ob die 25 Kilogramm schwere Ausrüstung mit Sauerstoffflasche, Stiefeln, Jacke und Axt nicht schon Strapaze genug wäre. In Zweierteams kriechen die Retter durch die Halle, sind per Funk ständig mit dem Kommando verbunden, das die Männer spätestens nach 30 Minuten wieder zurückbeordern muss, weil ihnen ansonsten im wahrsten Sinn die Luft wegbleiben würde. Dazu kommt es dieses Mal aber nicht. Lautstark ruft eine Statistin um Hilfe, wird von den  Rettern in Sicherheit gebracht.

Einen ebenso anstrengenden Job haben die 31 Feuerwehrleute aus Harsum, Borsum und Klein Förste. Sie sollen nach einer Explosion auf einem Firmengelände in Equord nach Verschütteten suchen. Das Gelände ist für eine  Übung optimal, denn das dortige Unternehmen hatte tatsächlich ein Gebäude eingerissen, die Betontrümmer extra liegen gelassen. Vorsichtig klettern die Einsatzkräfte über die Schutthalde, bergen Dummys und Statisten.

Der Hildesheimer Kreisbereitschaftführer Markus Peisker zeigt sich mit dem Übungsverlauf sehr zufrieden. „Die ausgesprochen realitätsnah ausgearbeiteten Übungsszenarien trugen entscheidend zur Motivation und zum hohen Engagement unserer Kräfte bei. Die Übung wurde bis ins Detail von jedem ernst genommen“, lautet sein Fazit nach zwei anstrengenden Tagen.

Die Ortsfeuerwehr Harsum beteiligte sich mit dem Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug und 14 Kameradinnen und Kameraden an der Übung.

Unser Dank geht an die Planer, die Darsteller und Beobachter für die fordernden Übungen. Auch unser Versorgungszug des Landkreises hat wieder gute Arbeit geleistet und uns mit Essen, Getränken und Schlafmöglichkeiten versorgt, danke auch dafür.

 

Bild: HAZ